„Bewegung birgt die Möglichkeit, uns in das Heim der Seele zu
befördern, in die Welt in unserem Inneren, für die wir keinen Namen
haben.
Bewegung erreicht unsere tiefste Natur, und Tanz bringt dieses auf
kreative Weise zum Ausdruck. Durch Tanz können wir neue Einsichten in
das Mysterium unseres inneren Lebens gewinnen.
Wenn Tanz aus unserem Inneren kommt und vom Wunsch nach persönlicher
Veränderung getragen wird, verfügt er über eine tiefgründige Macht,
Körper, Seele und Geist zu heilen.“
Anna Halprin
In dem Maße in dem ich mich zunehmend mit der "Sprache" des Körpers
beschäftigte, rückten Bewegung und Tanz mehr und mehr in mein Blickfeld. Ich
sammelte Erfahrungen in verschiedenen tänzerischen Bereichen und
erkannte und fühlte zunehmend, welches Potential der tänzerische
Ausdruck in sich birgt. Tanz ist nicht nur eine der
ältesten Ausdrucksformen, Tanz ist unmittelbarer und unverstellter Ausdruck dessen, was in uns wirkt. Ist dieser Ausdruck beispielsweise sehr kontrolliert, unterdrückt oder
gar blockiert, hat das einen Grund. Auch hier spielen frühe traumatische Erfahrungen als Ursache eine zentrale Rolle. Wenn wir z.B. früh die Botschaft erhalten haben, eigentlich nicht da sein zu dürfen oder störend zu sein in unserer Lebendigkeit, fällt es uns verständlicherweise schwer, uns zu zeigen. Und wenn wir uns bewegen oder gar tanzen, werden wir unweigerlich sichtbar und präsenter - für uns selbst wie für andere. Ein Teil in uns bekommt dann vielleicht Angst, hat das Gefühl, dass es nicht sein darf und wir verbieten uns daher gewissermaßen unsere eigene Lebendigkeit selbst. Wir schneiden uns quasi von uns selbst ab und schlimmstenfalls spüren wir uns in unserem Körper nicht einmal mehr. Manchmal sind es also derart frühe existentielle Erschütterungen, die uns noch immer lähmen.
Bewegung und Tanz bieten die Möglichkeit, den Prozess einer Annäherung an sich selbst zu unterstützen. Hemmungen können erspürt, Blockaden wahrgenommen und alte, unser Bewegungspotential begrenzende Ängste bewusster werden. Tanz kann uns einladen, den ureigenen
authentischen Ausdruck im freien Fluß zunehmend zu entdecken und zu leben.
So kann zum Beispiel der erdverbundene afrikanische Tanz dabei helfen, uns mit dem Boden und unserer Basis zu verbinden. Dabei kann sich ein Gefühl von "Verwurzelung" oder "Ankommen" vermitteln. Ganz frühe vorverbale Themen werden mitunter stimuliert, wodurch auch bislang unbewusste Ängste auftauchen können. Kann ich dem Boden unter mir vertrauen? Trägt er mich? Oder muss ich ständig aufpassen und auf der Hut sein, wodurch ich mich körperlich beständig in einer Art Anspannung bis Verkrampfung halte? Wenn der ursprüngliche Gebärmutterboden wenig haltgebend war, ist solch ein fehlendes Vertrauen auch mehr als verständlich!
Tanz kann helfen, neue basale Erfahrungen zu machen. Und wenn wir erfahren, dass heute nichts Schlimmes mehr geschieht, sobald wir uns in unseren (Bewegungs)impulsen zeigen, beginnen wir langsam loszulassen und durchlässig zu werden für unsere
Lebensenergien und Bewegungen. Wir können erfahren, dass unmittelbares und bedingungsloses Sein im Hier und Jetzt möglich ist.
Freie Improvisation kann uns mittels Achtsamkeit zu unserem Wesenskern
führen. Sie ist wie ein kreatives Abenteuer, bei dem es um uns geht, um
unser tiefes Ich, das, was vollständig und ursprünglich wir selbst sind.
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